Zum Jahresende blickt man zurück und voraus. Die Sportschützin Larissa Donatiello vertrat im vergangenen Jahr Gretzenbach (die Schweiz) an der Schiess-WM in Ägypten, nachfolgend ihr Bericht zum Wettkampf und zum Land.
Für die EM im neuen Jahr in Tallin (Estland) hat sie sich bereits qualifiziert. Wir drücken die Daumen.
Mein erster WM-Einsatz
Vom 12. bis am 28. Oktober 2022 fanden in Kairo (Ägypten) die Weltmeisterschaften im Sportschiessen statt. Das Selektionsgremium des Schweizer Schiesssportverbands (SSV) hatte mich für die Juniorenwettkämpfe im Luftgewehr 10 m nominiert.
Die Selektionsrichtwerte des SSV sind angesichts des hohen internationalen Niveaus relativ hoch angesetzt. Es müssen mindestens fünf A-Richtwerte (622.0 Punkte) oder sieben B-Richtwerte (620.0) Punkte innerhalb des letzten Jahres geschossen werden. Diese Richtwerte schoss ich mit dem Luftgewehr 10 m acht Mal, was mir die Nominierung für die WM in Kairo sicherte.
Das erste Mal das eigene Land an einer grossen Meisterschaft vertreten zu dürfen, war schon seit langem ein grosses Ziel. Dass ich dies schon im Alter von 17 Jahren erleben darf, war unglaublich und unbeschreiblich emotional.
Am 15. Oktober 2022 flog ich zusammen mit meiner Trainerin und einer Schützenkollegin von Zürich, via Wien, nach Kairo. Allein die Gepäcksaufgabe am Schalter in Zürich gestaltete sich viel schwieriger als angenommen. Wenn man mit Gewehr und Munition reisen will, gibt es einige Hürden, die zuerst überwunden werden müssen, bevor man einchecken kann.
In Kairo angekommen wurden wir von einem Bus abgeholt, welcher vom Veranstalter der Weltmeisterschaft zur Verfügung gestellt wurde. Dieser begleitete uns zuerst in die Schiessanlage, wo wir unsere Sportgeräte und Schiessbekleidung deponieren konnten. Die Schiessanlage befindet sich 45 Minuten von Kairo-City entfernt in der Olympic-City. Die Olympic-City wurde speziell für die Olympiade 2036 aufgebaut. Die Olympischen Spiele 2036 sind zwar noch nicht vergeben worden, die Anlagen dazu sind aber bereits bis zu zwei Drittel erstellt.
Die Schiessanlage lässt einem Sportschützen das Herz höherschlagen. Sämtliche Schiessdisziplinen, vom Luftgewehr, Pistole, Gewehr 50 m bis Gewehr 300 m, alles unter einem Dach. Ein Prunkstück einer Anlage. Im Schiessstand reihen sich Scheiben an Scheiben. Total sind es 80 Scheiben nebeneinander. Es ist sehr imposant, eine solche Anlage einmal zu sehen, geschweige als Schütze dort zu stehen.
Die Schweizer Delegation war mit rund 20 Athleten in den verschiedenen Disziplinen am Start. Wir wurden jeden Tag von einem Bus im Hotel abgeholt und wieder zurückgebracht. Die Organisation eines solchen Wettkampfs ist nicht einfach. Es sind unglaublich viele Athleten vor Ort, die nach einem vorgegebenen Zeitplan gewisse Trainingsfenster erhalten und sich an die Wettkampfzeiten halten müssen.
Mit den Besten der Welt in einer Linie zu stehen ist sehr speziell. Bisher kannte ich diese Athleten von den Medien, Fernseher, etc., jetzt standen sie alle da!
Vor dem eigentlichen Wettkampf durfte ich ein paar Tag zuvor einige Trainings auf dieser Anlage absolvieren, so konnte ich mich an die neuen Gegebenheiten (Licht, Klima, Geräuschkulisse) gewöhnen.
Ich startete mit dem Luftgewehr 10 m in zwei Wettkämpfen. Im Teamwettkampf mit zwei Kolleginnen und im Einzelwettkampf. Angefangen habe ich mit dem Teamwettkampf. Der Wettkampf beinhaltet ein Programm von 30 Schüssen (Qualifikation). Das Resultat der drei Schützen wird zusammengezählt und zu einem Total zusammengeführt. Die acht besten Teams dürfen anschliessend in den Final einziehen. Nach der Qualifikation standen wir an 6. Stelle. Im Finalmodus fängt alles bei Null an. Dort werden wieder 30 Schüsse geschossen. Im Final konnten wir uns leider nicht verbessern und beendeten den Wettkampf auf den 8. Rang, was für uns ein hervorragendes Resultat war.
Einen Tag später fand der Einzelwettkampf statt. Dort ist man auf sich alleine gestellt. Das Programm beinhaltete 60 Schüsse in 75 Minuten. Ich begann den Wettkampf mit grosser Nervosität. Nach 30 Minuten hatte ich erst drei Schüsse abgegeben. Die Konkurrenz hatte mittlerweile schon ca. 30 Schüsse geschossen. Ich beriet mich mit meiner Trainerin, wie ich diese Nervosität ablegen könne. Mein gesamtes Repertoire an Atemübungen, Visualisierung, etc. hatte mir nicht geholfen. Zurück in der Schusslinie fing mein vorderes Bein an leicht zu zittern, ausgelöst durch die Nervosität. Diese Muskelkontraktion begleitete mich während des gesamten Wettkampfs. Ich beendete die 60 Schüsse zwar rechtzeitig, das Resultat war unter jeglicher Erwartung. Es resultierten nur 589.2 Punkte. So beendete ich den Wettkampf auf dem drittletzten Platz, auf Rang 78. So schlecht habe ich schon lange nicht mehr geschossen und ich war extrem enttäuscht. Trotz aller Aufmunterungen durch den Staff, die Kolleginnen und Kollegen konnte ich mich nicht wirklich auf die bevorstehende Reise zu den Pyramiden freuen.
Das Schweizer Team war an diesen Weltmeisterschaften sehr erfolgreich. So konnten einige Medaillen und sogar ein Weltmeistertitel auf das Konto der Helvetier gutgeschrieben werden.
Alles in allem war die Reise nach Ägypten für mich trotzdem eine erfreuliche Sache. Ich kann sagen, dass ich schon einmal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen habe, was sicherlich in meinem jungen Alter ein Privileg ist. Ich hoffe sehr, dass mich diese Erfahrung sportlich stärkt und ich in Zukunft an weiteren tollen Wettkämpfen mein Land vertreten darf.
In Luxemburg an die EM geschossen
Zum Jahresende startete Larissa an einem internationalen Turnier in Luxemburg. Sie ist dabei in drei Wettkämpfen angetreten und hat sich dreimal für den Final qualifiziert. Mit 627 erzielte sie in der Qualifikation die höchste Punktzahl, einmal schaffte sie es gar auf das Podest.
Mit dieser Leistung kann die Sportschützin an der Europameisterschaft in Estland teilnehmen, diese findet vom 8. bis 13. März 2023 statt.
Anfang Juni wird in Deutschland der Junioren Weltcup ausgetragen, im Moment ist die Teilnahme von Larissa da noch nicht sicher.
Zudem schiesst sie mit dem Luftgewehr in der Wintersaison in der Bayernliga bei den Isar Schützen Plattling.
Zusammengefasst: Das neue Sportjahr von Larissa Donatiello wird sehr intensiv und international werden. Dazu wünschen wir ihr alles Gute.
Wir wünschen aber auch Gross und Klein, Alt und Jung hier in Gretzenbach ein ereignisreiches, energiegeladenes und erfreuliches 2023.
Fokus Gretzenbach
Die Fotos sind von Larissa und Stefano Donatiello zur Verfügung gestellt worden.