1942 – mitten in Kriegszeiten – ist es gegründet worden und nun, fast 80 Jahre später, soll es ins Tessin verlegt werden: Das Schuhmuseum in Schönenwerd. Was hat das mit Gretzenbach zu tun?
Es stand in der Zeitung, dass das Bally-Schuhmuseum wegziehen soll, ein weiteres Stück der Bally-Geschichte, die Schönenwerd so lange geprägt hat.
Bereits 2003 ist die Bally Mineraliensammlung in den Räumlichkeiten des Bally–Prior–Hauses geschlossen und aufgelöst worden. Vor 6 Jahren ist dann das erste schweizerische Zündholzmuseum hier eingezogen.
Der Name Bally steckt auch im Ballyana-Archiv, welches vielfältig Produkte um die Bally-Schuhfabrikation sammelt und im Schachen ausstellt.
Nummer 4 im Bunde der Museen in Schönenwerd ist das Paul Gugelmann-Museum des Gretzenbachers Künstlers gleichen Namens.
Mit diesen 4 Museen führt Schönenwerd wohl die Liste ‘Museumdichte pro Bevölkerung in der Schweiz’ an. Vier minus Schuhmuseum gibt bekanntlich Drei.
Der Zufall wollte es aber, dass ich auf ein weiteres Museum im Nachbardorf gestossen bin, das «Museum historische Kulturgüter der Büro-, Papeterie- und Schreibwarenbranche»; es befindet sich seit September 2020 an der Oltner-strasse 14, im alten Storchengebäude in Schönenwerd. Hier werden über 2’500 Exponate aus dem Papeterie-, Büro- und Schreibwarenhandel ausgestellt. Eine Sonderausstellung befasst sich mit der Geschichte der Produktion schweizerischer Füllfederhalter; das Wissen darum ist offenbar weitegehend verschwunden. Und hier schliesst sich der Kreis zu Gretzenbach. Ich hatte auf Riccardo eine alte Pelikan-Tintenflasche zu Verkauf angeboten (Bild links), die tatsächlich einen Abnehmer gefunden hat: Daniel C. Holzer. Er sammelt seit rund 30 Jahren alte Füllfederhalter und restauriert sie – und er betreut die erwähnte Sonderausstellung.
Darum gilt auch weiterhin die Gleichung: 4 – 1 = Vier (Museen in Schönenwerd).
Und in Gretzenbach?
Bezüglich Museen ist hier nicht viel los. Das Steinmuseum im alten Feuerwehrlokal ist 2017 aufgelöst worden und die Objektesammlung, die im Täli eingelagert gewesen war und eigentlich den Stock für ein Dorfmuseum bilden sollte, ist 2018 verkauft worden. Das Steinmuseum und die Idee des Dorfmuseums gehen auf Franz Schenker zurück. Aus dem Erlös der Verkäufe ist ihm am Waldrand am Langmattrainweg ein Gedenkplatz eingerichtet worden.
Zwei Nachbardörfer – zwei total verschiedene Museumskulturen. Eigentlich schade! Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist so ein Teil der Geschichte Gretzenbachs verloren gegangen.
Trotz dieser Tristesse: Es ist nicht ausgeschlossen, dass es in Gretzenbach interessante Sammlungen gibt, die es eigentlich verdient hätten, ausgestellt zu werden. Eine Vitrine hinter der grossen Glasscheibe im Gemeindehaus oder eine Ausstellungsecke im neuen Dorfladen wären doch kleiner Beitrag zur Belebung des neuen Dorfplatzes. Die Idee darf aufgenommen werden.