Dorfleben

Gretzenbach ist Biber-Hotspot

Die Biberspuren entlang der Aare sind zahlreich und unübersehbar. Und entlang des Gretzenbacherbaches (Wissbächli) dringt er ins Innere vor. Trotzdem weiss man nicht, viele Tiere hier in der Region leben – als störend werden sie nicht empfunden.

Wie viele Biber leben im Kanton Solothurn? Man weiss es an entsprechender Stelle nicht. Die letzte kantonale Zählung erfolgte im Jahre 2008, die Schätzungen bewegen sich zwischen 200 – 400 Exemplaren auf Kantonsgebiet.
Der Biber ist ans Wasser gebunden, sein Aktionsradius an Land bewegt sich innerhalb eines etwa 30 m breiten Uferstreifens. Je nach Situation reicht das Landwirtschaftsland bis an den Gewässerlauf, damit ist der Konflikt zwischen Mensch und Tier absehbar. Das Niederamt zählt dabei nicht zu den Kampfzonen zwischen diesen beiden Lebewesen, in anderen Teilen des Kantons sieht das anders aus. Mit der Renaturierung der alten Aare zwischen Olten und Aarau ist der Natur viel mehr Platz eingeräumt worden und damit ist sicher auch die Akzeptanz für die Wildnis und ihre Bewohner gestiegen. 
Der Biber ist vor rund zweihundert Jahren ausgerottet worden. Gründe waren – neben der Konkurrenz zum Mensch – sein dichtes Fell und sein Fleisch. Zudem produziert er das ‘Bibergeil’, ein Sekret, mit dem er sein Fell einschmiert und welches er zur Reviermarkierung und zur Unterscheidung zu anderen Artgenossen einsetzt. Dieses Sekret ist salicylsäurehaltig und wurde lange in der Medizin gegen Krämpfe und Anfälle verschrieben.
Und wegen seiner Lebensweise im Wasser ist er von der katholischen Kirche dem Fisch gleichgesetzt worden, daher durfte sein Fleisch während der Fastenzeit verzehrt werden. Ab 1956 wurden Biber wieder ausgesiedelt, die letzten Tiere sind in den 70er-Jahren freigelassen worden. Seit 1962 ist der Biber ein geschütztes Tier.
Mit dem Biber ist immer die Vorstellung von Dämmen und Biberburgen verbunden. Das trifft in der Schweiz kaum zu, da er sich nach der Wiederansiedlung entlang der grossen Flüsse ausgebreitet hat. Die kann er nicht stauen und die Ufer sind meistens genügend steil und hoch, so dass er sich da hinein seine Wohnhöhlen graben kann. Das führt immer wieder zu Wegeinstürzen, wie im Januar 2022 bei Aarau.
Für seine Nahrung betreibt der Biber einen riesigen Aufwand: Er fällt Bäume mit erheblichem Durchmesser, damit er an die Blätter und Rinde der oberen Region kommt – der Rest des Baumes ist für ihn ohne Bedeutung.
Auf Gretzenbacher Boden ist er sehr aktiv. In der von den SBB gestalteten Bachlandschaft zwischen Bahnlinie und Aare ist vom Brücklein aus ein Biberdamm zu sehen. Bis zur Eisenbahnunterquerung hat er weitere Dämme angelegt. 2017 fällte er am Bachweg ein Apfelbäumchen im Privatgarten von Gemeinderat Kurt Spielmann (FOG).
Später überfuhr eine Automobilistin im Bereich der Brücke Gröderstrasse einen Biber, eigentlich im Däniker Revier; ein Jäger aus Gretzenbach hat ihn dann eingesammelt und entsorgt.
Die Beobachtung ist insofern interessant, da ein anderer Biber (wahrscheinlich im letzten Jahr) oberhalb der Brücke in Richtung Zingg einen Damm errichtet hat. Das Landwirtschaftsland reicht da bis an die Uferböschung und je nach Wasserstand des Baches bildet sich bereits ein kleiner See.
Aktuell ist schweizweit eine Biber-Zählung im Gange, die Ergebnisse daraus sind im Laufe dieses Jahres zu erwarten. Daher die Frage:
Wie viele Biber-Reviere existieren zwischen Olten und Aarau?
Ich tippe auf 5. Und Sie?

Vielfältige Frassspuren

Das gefällte Apfelbäumchen

Der Biberdamm im Grod

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