Dorfleben, Highlight

In die Einsamkeit gezwungen

Vor nicht allzu langer Zeit herrschte beinahe Krieg in Gretzenbach. Auslöser waren zwei Projekte für Mobilfunkanlagen in Wohngebieten. Beide Gesuche sind zurückgezogen worden, seither ist es ruhig geworden. Elektrosmog gibt es aber weiterhin.

‘Die meisten können mit dem Begriff Elektrosmog wahrscheinlich gar nichts anfangen. Und so ist es mir vor ein paar Jahren auch ergangen!’
Mit diesen Worten beginnt Xenja Abegg ihren Film In die Einsamkeit gezwungen – Dokumentarfilm über Elektrosensibilität.
Die Regisseurin lässt darin rund 20 Personen aus der Deutschschweiz zu Wort kommen. Zwei der Porträtierten sind aus Gretzenbach.
Xenja Abegg stammt aus dem Kanton Aargau. Sie hat das Filmprojekt im Rahmen ihrer Maturaarbeit 2024 realisiert und diesen Frühling der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Film dauert 36 Minuten. Es ist ein ruhiges und zum Nachdenken anregendes Ergebnis entstanden; das beginnt beim Bildausschnitt, geht über zum Bildschnitt und endet bei den Aussagen der betroffenen Personen. Denn eigentlich müssten sie wütend sein! Sie beschreiben aber recht ruhig und nüchtern, wie sie die Auswirkungen von Elektrosmog physisch, psychisch und sozial erleben und wie sie damit umgehen. Durch die verschiedenen unterschiedlichen Schilderungen entsteht ein vielfältiges Bild, die Konsequenzen sind meist eine Einschränkung oder gar der Ausschluss vom sozialen Leben.
Der Film ist keine Kampfansage an die elektronischen Kommunikationsmittel; er versucht auch nicht zu indoktrinieren. Er lässt einfach verschiedene Menschen erzählen, wie sie ihre Elektrosensibilität erleben. Und die Tatsache, dass sich so viele und so unterschiedliche Menschen dazu äussern, macht nachdenklich.

Wer soll sich den Film ansehen?

Handyfreaks; Technikaffine; Neugierige; eigentlich alle, die an die (technische) Zukunft glauben. Wagen Sie den Schritt und schauen Sie sich den Film an! Für Sie besteht keine Gefahr, Sie haben Ihre Überzeugung. Vielleicht wird aber Ihr Blickwinkel etwas grösser. Denn bis jetzt hat jeder technische Fortschritt auch eine unangenehmen, negative Rückseite gehabt. Aber die Kenntnis von den beiden Medaillenseiten bez. elektromagnetischen Feldern kann eine für alle verträgliche(re) Zukunft ermöglichen.

Definition Elektrosmog

Elektrosmog bezeichnet alle elektrischen und magnetischen Felder, die technisch, d.h. durch Maschinen und Apparate, erzeugt werden. Dies passiert bei der Stromerzeugung, bei dessen Transport und bei der Nutzung von Elektrizität in unserem Alltag: Stromleitungen, Mobil- und Schnurlostelefone, Radar, elektrische (Haushalts-) Geräte, Mikrowellenherde, Radios, Computer, elektrische Uhren usw. Mobilfunk- und Radio/TV-Anlagen produzieren eine hochfrequente Strahlung.

Aktuelle Situation bez. Mobilfunkanlagen in Gretzenbach

Vor zwei Jahren planten Swisscom und Salt bei der Weidgarage, bzw. auf dem Ölihof je eine Mobilfunkanlage zu bauen. Die Folge war sehr viel Unruhe im Dorf. Beide Mobilfunkanbieter zogen später die Gesuche zurück.
Die Gemeinde wurde daraufhin aktiv und liess intern mögliche Antennen-Standorte suchen, die mehrheitlich akzeptiert werden können. Mehrere Plätze sind gefunden worden. Nach Auskunft der Gemeindeverwaltung handelt es sich dabei um ein internes Papier.

Seit 2023 kennt der Kanton Solothurn das Dialogmodell; dies besagt: Für neue Mobilfunkanlagen werden die Gemeinden von den Mobilfunkanbietern frühzeitig in die Evaluation möglicher Standorte mit einbezogen. Für genau solche Situationen will Gretzenbach also gerüstet sein und die vorgesehenen Plätze in die Diskussion einbringen.
Im Moment ist ein einziges Gesuch im Bewilligungsverfahren; jenes der Swisscom an der Köllikerstrasse 118, welches im März 2025 eingereicht worden ist.

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