Zwei unterschiedliche Persönlichkeiten versuchen das Dorfleben zu aktivieren. Mindestens drei Jahre wollen sie durchhalten. Ihr erstes Projekt ist der Maimarkt vom 3. Mai rund um das Gemeindehaus.
Das Gespräch findet bei einem Kaffee statt, dem Element, das die Zusammenkünfte von Regula Meier (RM) und Natalie Bryner (NB) zusammenhält. Recht schnell wird klar, wie unterschiedlich die beiden Frauen sind: Regula sprudelt über vor Ideen und Natalie liebt die Organisation. Sie sagen selbst von sich, dass sich ihre Unterschiedlichkeiten ideal ergänzen. Zusammen schildern sie auch, wie es zur IG Dorfläbe gekommen ist und welche Ziele damit verfolgt werden sollen.

Wie ist es zur IG Dorfläbe gekommen?
RM: Zuerst war es die IG Kerzenziehen, dann die IG Wiehnachtsmäret – Kerzenziehen und jetzt die IG Dorfläbe. Dieser Name schliesst nun alles ein.
Es hat noch andere Leute im Vorstand. Aber wir beide haben nun angefangen und geschaut, dass alles zusammenkommt. Es kann also sein, dass das OK variiert – mit uns beiden im Vordergrund.
Was wird denn nun anders sein unter dem neuen Namen ‘Dorfläbe’?
RM: Eigentlich hat es mit der Idee des Maimarktes begonnen! Wir haben uns gesagt: Wenn man einen Weihnachtsmarkt organisieren kann, kann man auch einen Maimäret aufstellen. Der wäre im anderen Teil des Jahres.
NB: Wir hatten eine Frau angefragt, ob sie einen Stand am Weihnachtsmarkt haben möchte. Sie wäre gerne gekommen, aber nicht an den Weihnachtsmarkt. Da hatten wir die Idee eines Frühlingsanlasses.
RM: Ich hatte in den letzten 4 Jahren ja immer den Setzlingsmarkt. Der war immer am ersten Samstag im Mai. Nun haben wir das Datum übernommen. Der Setzlingsmarkt wird auch da sein. Wir haben also den Ort disloziert und den Markt erweitert.
Da wir Essen verkaufen, müssen wir eine Anlassbewilligung haben. Wir dürfen den Parkplatz der Gemeinde benutzen, sowie den Dorfplatz und das Strässchen hinter dem Bürgergemeindehaus. Dieses Land gehört der Bürgergemeinde. Wir wollten die Möglichkeit haben, auf das Wetter reagieren zu können. Es ist nicht lustig, eventuell im Matsch stehen zu müssen. Inzwischen sind es 16 Stände. Schön wäre, wir könnten den Anbietern die Stände gratis anbieten.
16 Marktstände! Das sind mehr als am Beizlifest. Wie habt ihr das geschafft?
NB: Zuerst haben wir jene StandbetreiberInnen angefragt, die am Weihnachtsmarkt dabei gewesen sind. Besonders jene, von denen wir gewusst haben, dass sie Lust haben etwas zu machen. Und so hat sich die Liste nach und nach ergeben.
RM: Wir haben auch neue Leute im Dorf kennen gelernt, zum Beispiel Oliver Suter vom Tröchnihus. Das ist ein alter Gretzenbacher. Er töpfert. So habe ich ihn gefragt: Was machst du mit deinen Töpfersachen? Er geht auf Märkte und meinte: Der Maimarkt, das passt!
Er bastelt sich im Moment seinen eigenen Stand am Velo. Der sollte bis im Mai fertig sein und damit kommt er.
Und auch Marcel von Däniken stellt wahrscheinlich auf, obwohl er am Weihnachtsmarkt nicht mehr mitmachen will. Er hat Objekte aus Schwemmholz.
Welche Angebote stehen neben Töpferwaren und Holzprodukten also schon fest?
RM: Der CEVI macht mit irgendeiner Aktivität mit. Es gibt Kuchen von einem philippinischen Verein und Züpfen aus einer privaten Bäckerei. Die Jugendgruppe der Kirche schenkt Getränke aus. Mein Setzlingsmarkt ist da. Angeboten werden auch selbstgemachte Strickwaren und Ledertaschen; diese aber nur bei schönen Wetter, da wir keinen Regenschutz anbieten können. Die Bürgergemeinde und der Landfrauenverein werden mit einem Stand vertreten sein. Die Hofchäsi hat auch zugesagt. Der Elternverein wird Würste bräteln. Weiter hat es einen Stand mit Secondhandsachen, Konfitüren, Shabby chic Möbeln, Produkten für Haustiere, einen Thermomixstand und ein Hüpfburg.
Den Kaffee beziehen wir aus der Maschine des VOLG. Es ist schön, dass wir das so machen können, so ist ihnen und uns gedient.
Wie sieht es aus mit dem Strassenverkehr?
RM: Wir wissen noch nicht, ob die Werkkommission wieder absperren wird, so wie sie es an der Aazündete gemacht hat. Den CEVI werden wir eher nach hinten platzieren, damit nicht vorne an der Strasse gespielt wird. Die Leute müssen aber schon auch selbst schauen. In Aarau fährt der Bus auch am Markt vorbei.
Wann beginnt der Maimäret?
NB: Das Projekt ist sehr schnell definitiv ins Rollen gekommen. Der Maimäret findet am 3. Mai von 9 bis 13 Uhr statt. Ein Flyer kommt noch.
Wir schauen, was an diesem Samstag geschieht und danach werden wir zusammensitzen und die Rückmeldungen auswerten, was wir nächstes Jahr besser machen können.
RM: Wir haben uns vorgenommen, den Maimäret sicher drei Mal durchzuführen.
Zurück zur IG Dorfläbe: Was ist das Ziel?
RM: Gretzenbach aufzuwecken und Solidarität zu schüren!
NB: Ich bin hineingerutscht. Regula hat mich darauf angesprochen, ob ich Lust hätte mitzumachen. Die erste Reaktion war Nein! Nicht noch mehr Arbeit im Herbst. In dieser Zeit habe ich ohnehin schon viel zu tun und ich habe zwei kleine Kinder. Aber sie hat mich überzeugt.
RM: Ich brauchte für meine Ideen ein Bürohirni. Und das ist Natalie.
NB: So ergänzen wir uns ideal. Du bist diejenige, die herumspringt, und ich komme mit der Liste hinterher. Ich mache das Büro und Regula ist für die Ideen verantwortlich.
Seit wann bildet ihr dieses Tandem?
RM: Seit ich vor 3 Jahren die Organisation des Weihnachtsmarktes übernommen habe. Ich habe damals gesagt, ich mache das nur, wenn ich jemanden habe, der mithilft. Und das ist nun Natalie.
Ihr seid der Kern dieser IG. Welche Strukturen strebt ihr an, damit nicht alles an euch hängen bleibt?
NB: Wir haben pro Anlass unsere Hilfen. Wir organisieren das Gerüst und haben dann Leute, die den Rest darum herum bauen.
Dieses Engagement ist also keine Überforderung für euch?
RM: Ich setze mir meine Prioritäten. Dieses Engagement ist mir wichtig, es erfüllt mich. Das wird wahrscheinlich nicht immer so bleiben. Aber wenn wir die IG jetzt gut aufgleisen, also initiieren, delegieren und mit den Leuten mitgehen, dann denke ich, dass es funktioniert.
NB: Wichtig ist miteinander zu reden. Und oft ist es einfacher, wenn man einfach macht, als sich in einer Listenschreiberei zu verlieren.
Wie viele Anlässe sind pro Jahr vorgesehen?
RM: Zwei Anlässe sind fix: Das Kerzenziehen mit dem Weihnachtsmarkt und der Maimarkt. Und wenn es noch zwei weitere Anlässe gibt, wäre ich sehr zufrieden. Ein Repair-Kafi liegt mir sehr am Herzen. Und ein langgehegter Traum ist ein Seifenkistenrennen, für das die Eltern wieder zusammen mit ihren Kinder basteln und es lustig miteinander haben. Die Neophyten-Bekämpfung gehört auch schon fast dazu, obwohl das nicht mein Baby ist. Und eigentlich ist es tragisch, aber man muss es leider machen: Eine Abfallsammlete.
Weiter kann ich mir vorstellen: Ein Reise-Theater für Kinder zu engagieren. Oder ein Garagenkino?
Ich sehe, es sprudelt. Aber im Moment hängt die Realisierung dieser Ideen allein von euch beiden ab.
NB: Ja, das ist so! Wir haben gute Unterlagen bekommen. Es ist also vieles schon umgesetzt worden. Danach mussten wir aber alles selbst einmal durchmachen. Ich glaube, der Weihnachtsmarkt läuft. Beim Maimäret haben wir gesagt, wir schauen, was geht.
RM: Die IG ist uns wichtig. Und wenn ich einmal nicht mehr möchte, werde ich schauen, dass es weitergeht. Das muss man schon absichern. Aber im Moment sind wir im Aufbau und es ist noch nicht der Moment dafür.
Ich sehe es beim Kerzenziehen. Man muss sich vorher nicht mehr siebenmal treffen. Man weiss, was zu tun ist, und muss es machen. Wenn alles strukturiert geplant ist, ist es ein Selbstläufer.
Wie habt ihr euch gefunden?
RM: Wir sind eine Gartenhagbekanntschaft.
NB: Als ich mit meinen Kleinen im Kinderwagen spazieren gegangen sind, sind wir bei euren Hasen hängen geblieben. Meine und deine Tochter kannten sich von der Spielgruppe. Darum durfte sie dann mithelfen, die Hasen zu füttern.
Warum nehmt ihr diesen Aufwand auf euch?
RM: Ich möchte für andere Menschen ein bisschen Vorbild sein und zeigen, was man geben kann, ohne Geld dafür zu bekommen. Eine Wertschätzung ist auch ein Lohn. Wenn die Leute wieder aus ihren Häusern kommen und sich daraus Bekanntschaften ergeben, auch über Generationen hinweg, dann ist das etwas, das mir sehr am Herzen liegt. Jeder sucht heute in der ganzen Welt seine Freunde, aber eigentlich vergisst man das Nächste um sich herum. Die Community Gretzenbach ist hier!
Wie stellt ihr euch das Dorfleben in Zukunft vor?
RM: Dass man sich kennt und draussen ist! Ich möchte alle Generationen und Kreise miteinander vernetzen.
NB: Dass es ein Angebot gibt! Wir haben viele Vereine. Aber in andern Dörfern gibt es Anlässe oder ein Theater. Das ist hier nicht der Fall. In der Turnhalle in Däniken hat es einen Indoor-Spielplatz. Es braucht einfach Leute, die mitmachen.
Wie bringt ihr die Leute dazu mitzumachen?
RM: Ich bin vernetzt im Dorf und getraue mich auch, die Leute direkt anzufragen. Nicht zu unterschätzen ist, dass es viele Hausfrauen gibt wie mich. Sie beschränken sich auf den Haushalt und wissen gar nicht, was ihre Kapazitäten sind. Wenn man da ein bisschen zurückfährt, gibt das ungeahnte Möglichkeiten.
Und auch die Pensionierten freuen sich, wenn man auf sie zukommt. Auch alle, die nicht mehr so rüstig sind, finden ein Plätzchen zum Mithelfen. Wenn man eine Überzeugung hat, dann erreicht man die Leute auch!
NB: Und sie haben ein Wissen, gerade für ein Repair-Kafi.
Wie macht ihr Werbung für eure Projekte?
RM: In den sozialen Medien. Gut wäre ein Anschlagkasten im Dorf. Der Turnverein macht es vor.
NB: Ich habe gemerkt, dass die sozialen Medien viel Zeit brauchen. Es ist zwar Zeit, die nötig ist, aber man verliert sich darin. Man bekommt vielleicht ein Like aus Berlin, aber die kommen sicher nicht hierher. Die Zielgruppe, die wir dabeihaben wollen, ist die, die hier wohnt. Das Dorf muss man darum mit Werbung befluten, Plakate, Flyer…
Vor lauter Social Medias vergessen wir oft, dass der sozialste Kontakt jener mit dem Nachbarn ist.
Was ist euer Abschlusswort?
NB: Wir probieren und schauen, was geht!
RM: Jeder soll sich selbst überlegen: Was hat die Gesellschaft von mir? Es macht stolz, auf der Geberseite zu sein und nicht auf der Nehmerseite!

An der Fastnacht 25 hat seit langem wieder eine Chesslete stattgefunden. Trotz kleiner Beteiligung war Freude garantiert. Wie viele FrühaufsteherInnen werden es im nächsten Jahr sein?
Auch dieser Anlass war das Ergebnis der IG Dorfläbe.
