Dorfleben

Mit weihnächtlichen Melodien auf den Grod

Der Musikverein Gretzenbach pflegt seit langem eine Tradition: Wenige Tage vor Weihnachten ziehen die MusikantInnen durch das Dorf und verbreiten vorweihnächtliche Stimmung. Dieses Jahr wurde an fünf Orten Halt gemacht. Den Abschluss bildete das Ständchen auf dem Grod, dem ein gemütliches Zusammensitzen folgte.

Hans Beer ist seit mehr als 60 Jahren Mitglied bei der Musik und beschreibt im nachfolgenden Bericht, wie es zur Strassenmusik gekommen ist und was sich seither verändert hat.

1991 sammelte der Musikverein Gretzenbach Geld für eine Neuuniformierung und Neuinstrumentierung. Die Vereinsmitglieder wurden auf ihrer «Betteltour» freundlich aufgenommen und erhielten grosszügige Beiträge. Der Verein wollte dafür öffentlich danken. Auszug aus dem Protokoll: «Vier Bläsergruppen spielen am 23. Dezember 1991 an verschiedenen Orten im Dorf Weihnachtsstrassenmusik. Dies als Dank an die Bevölkerung für die Unterstützung des Vereins beim Einzug für die bevorstehende Neuuniformierung.» Die neuen Uniformen und Instrumente konnten übrigens 1992 eingeweiht werden. Sie sind teilweise noch heute im Einsatz.
Die Weihnachtsstrassenmusik erwies sich als Erfolg. Den Musikantinnen und Musikanten machte das Spielen von Weihnachtsliedern Spass und der Zuhörerschaft gefielen die Darbietungen als Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Bis heute wird die Tradition gepflegt, sofern das Wetter das Musizieren erlaubt. Im Laufe der Jahre gab es grosse Schwankungen bei den Temperaturen – von mild bis auch mal bitterkalt. Mindestens einmal froren die Instrumente buchstäblich ein. Blasmusikinstrumente benötigen zum Spielen unter anderem Ventile. Naturgemäss werden diese durch das Spielen feucht und können einfrieren, entsprechend fielen die Melodien aus.
Unterschiedlich sind die Zuhörerzahlen und -reaktionen an den verschiedenen Standorten. Hie und da ist kaum jemand zu sehen. Es öffnen sich vielleicht einige Fenster und verhaltener Beifall ist zu vernehmen. Andernorts erwarten Interessierte die Bläsergruppe bereits; manchmal sogar mit einem wärmenden Tee, Glühwein und Gebäck. Früher gab es sogar Treffpunkte mit kleinen Quartierfesten. So etwa im Kirchenfeld oder im Gebiet Sängetelmatten.
Der Schluss- und Höhepunkt der musikalischen Route liegt im Dorfteil Grod, jeweils an unterschiedlichen Standorten. Viel Publikum und grosszügige Bewirtung ergeben immer ein schönes «Vorweihnachtsfest». Die dankbaren Musikantinnen und Musikanten haben diese tolle Gastfreundschaft auch dieses Jahr sehr genossen.

Aus der Sicht des Mitwanderers

Besammlung und erster Spielort war am 19. Dezember vor der Brunner Getränke AG. Dieser Treffpunkt gegenüber der Schule und von der Strasse nach hinten versetzt war eher ungünstig, es fanden sich trotzdem Zuhörer ein. Der nächste Halt erfolgte an der Sängetelstrasse. Von den Lichtern her sehr stimmig, aber eher einsam. An der Bielackerstrasse gab es die erste Zwischenverpflegung: Punsch, Glühwein und Lebkuchen. An der Ettenburgstrasse standen neben wärmenden Getränken Speckzopf und Guetzli parat. Und an der Oelihofstrasse erhielt der Kassier von einem Anwohner ein Kuvert für die Darbietungen zugesteckt. Der Abschluss fand traditionsgemäss auf dem Grod statt, wiederum mit Publikum und Verpflegung (Getränke, Würstchen und Kuchen). Obwohl man draussen geblieben ist und es also schon kühl wurde, ist man relativ lange sitzen geblieben und hat die Stimmung und das Beisammensein genossen.
Mit 12 Musizierenden war es eine recht grosse Bläsergruppe, was vollen Klang gab, dafür wurden u.a. die Quartiere in der der Weid und um die Kirche herum ganz ausgelassen.
Der MvG hat signalisiert, die Strassenmusik auch in Zukunft durchzuführen. Schön, wenn mehr Standorte berücksichtigt werden können und die Musikgruppen auch deutlich mehr Resonanz erleben. Vielleicht ist Werbung mit Flyer oder Social Medias zu überlegen. Es ist eine schöne Tradition.

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