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Orte mit spannenden und persönlichen Geschichten: Der Ölihof

Ich habe einen Lieblingsplatz – hoch oben am Ölihof! Das war die Botschaft in einem Mail. Wie bei den anderen Beiträgen ist daraus wiederum eine Zeitreise geworden. Bis vor etwa 50 Jahren war hier vorwiegend ein Hang mit Wiesen, auf dem der Ölihof stand – ein Bauernhaus mit einer Ölpresse. Jetzt bezeichnet der Name ein Einfamilienhausquartier, das in den kommenden 50 Jahren sein Gesicht wahrscheinlich erneut sehr verändern wird; das Sichtwort ist ‹Verdichtetes Bauen› – es findet sich in der aktuellen Ortsplanungsrevision.

Mein Lieblingsplatz in Gretzenbach liegt zuoberst im Oelihof auf der Wiese am Waldrand. Von diesem sonnigen Ort hat man einen wundervollen Blick in Richtung Süden. Dieser Blick weckt Zufriedenheit und Dankbarkeit bei mir aus.

Als wir in unser Einfamilienhaus an der Oelihofstrasse im Jahre 1977 einzogen, waren noch nicht viele andere Häuser am Südhang vorhanden. Mit der Erschliessung durch die Gemeinde mit Kanalisation und Elektrizität sind schöne Landparzellen entstanden.

Unten an der neuerstellten Oelihofstrasse waren ein schönes altes Bauernhaus und viele Tannen mit einem Weiher mit Quellwasser .Die Quelle war früher nicht abgedeckt und nachts wenn es sehr ruhig war, konnte man ein leichtes Rauschen hören.

Oberhalb unseres Hauses war ein weiteres Bauernhaus, eben der Oelihof. Zu dieser Zeit wurde er nicht mehr bewirtschaftet. Der Stall hinter dem Bauernhaus diente jedoch noch als Unterstand für Pferde. Auch eine Junge Familie wohnte eine Zeitlang im Bauernhaus.  In einer Nacht vom 1./2. August ( Datum unbekannt ) ist er abgebrannt, angeblich wegen einer Feuerwerksrakete.

Der ganze Hang Oelihof war ein Rutschgebiet. Immer wieder rutschte ein Teil des Hanges ab. Später konnte der Hang mit dem Anpflanzen von vielen Bäumen stabilisiert werden. Dadurch ist der schöne Wald noch viel näher zu uns vorgerückt. Für die Baugruben der späteren Einfamilienhäuser waren umfangreiche Hangsicherungen notwendig.

In diesem Gebiet war früher oft auch eine Fuchsfamilie zu sehen. Durch den Bau von neuen Einfamilienhäuser zeigen sich die Füchse nicht mehr so oft. Hinter unserem Haus weideten Schafe, ein Pferd und der Esel Charly. Nach unseren Beobachtungen weidete dieser später an der Kohlschwärzestrasse.

In früheren Jahren  erinnere ich mich, dass wir bei schneereichen Wintern oben auf der Wiese, sehr zu unserer Freude, langlaufen konnten.

Dass der sonnige Oelihofhang ein bevorzugtes Wohngebiet ist, stellten nach und nach auch andere fest und es entstand ein schönes, ruhiges Quartier mit zufriedenen Einwohnern. Um den Zusammenhang im Quartier zu fördern, findet ab und zu ein Quartierfest statt. Auch die vielen kleinen Kinder beleben das Quartier sehr.

Sehr schön finde ich auch die Beobachtung der Jahreszeiten. Nach dem Winter, vielfach mit einer schönen Schneedecke, fängt der schöne Wald immer grüner zu werden, bis er im Herbst sich wunderbar farbig präsentiert.

Text: ES / Fotos: ES + HS

Zum Ölihof finden sich im Buch ‹Gretzenbach› von Pfarrer Jäggi die folgenden Angaben:
Das Gebiet um das Bauernhaus Ölihof ist als Loch bezeichnet worden. Loch hatte dabei die Bedeutung von waldiger Anhöhe. Der Name Ölihof rührte vermutlich daher, dass hier eine (primitive?) Ölpresse gestanden ist. Das aus Hasel-, Buchnüssen oder Raps gepresste Öl spielte im Bauernhaus eine wichtige Rolle: Für den Eigengebrauch (in der Küche und als Lampenöl) oder zum Verkauf in der Stadt, wo es in der Nahrungs- und Seifenindustrie verwendet worden ist. / HS

Bisher sind in dieser Serie erschienen:

Reiseführer 111 Orte
Täfelibaum
Ballypark
Das Kreuz in der Weid
Der Rastplatz am Langmattrainweg

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