Allgemein, Dorfleben

Zerstört Corona die Solidarität in unserem Dorf?

Seit einem Jahr ist Corona das Dauerthema. Die Folgen sind: Müdigkeit, Existenzängste, Tod …. bis zum Überdruss. Die persönlichen Ressourcen müssen für das eigene Wohlbefinden gebraucht werden. Die Dynamik, die daraus entsteht, ist nachvollziehbar, aber gefährlich. Die Gesellschaft triftet auseinander!

Gretzenbach zählt knapp 2’800 Einwohner. Über die Webseite tröpfeln manchmal Informationen ein. In einer Art Leserbrief habe ich nun etwas mitbekommen, das betroffen machte. Offenbar verschont die Radikalisierung der Meinungen auch Gretzenbach nicht. Was ist geschehen?

Das besagte Schreiben erwähnte, wie aggressiv Menschen aus dem Gesundheitswesen angegangen werden, weil sie sich aus ihrer Sicht – in zum Teil privaten Posts – zum Impfen oder zum Verhalten rund um Corona geäussert haben. Zum Teil seien da übelste Schimpftiraden losgelassen worden, notabene von Menschen, die in diesen Bereichen anderer Ansicht sind.

Ich arbeite nicht im Gesundheitsbereich und trage trotzdem (berufsbedingt) seit Wochen ganztägig eine Schutzmaske. Die Gewöhnung daran ist da, das Arbeiten ohne diesen Schutz wäre aber wesentlich angenehmer – und auch einfacher. Und zwischendurch tauchen schon auch Fragen auf über den aktuellen Aufwand, etwas Natürliches in den Griff zu bekommen.

Bisher bin ich von COVID-19 verschont geblieben und hoffentlich bleibt das auch so. In absehbarer Zeit gehöre ich aber zur Risikogruppe. Niemand garantiert mir (allen), dass im Falle einer Ansteckung mit dem originalen oder dem mutierten Virus maximal 3 Tage Spitalaufenthalt zur Kur ausreichen werden. Es kann auch anders sein. Ich kenne einen Gretzenbacher, er ist von Corona genesen. Er äusserte sich über die Erkrankung so, dass sie schon sehr heftig gewesen sei; und auch nach mehreren Monaten verspüre er, dass ihm bei Anstrengung die Puste ausgehe.

Statistiken zur weltweiten Übersterblichkeit oder zur Belegung der Intensivplätze sind vorhanden. Und offensichtlich hat jedes Land Probleme mit Corona. Das können keine abgesprochenen Aktionen einiger weniger Menschen sein. Vielmehr zeigt sich: Die Welt hat ein ernsthaftes Problem.

Wohl jeder Mensch wünscht die Normalität zurück – welche Freude, wenn sie dann wieder da ist. Dann kann die Maske wieder zur Fasnacht getragen werden. Bis es aber wieder soweit ist, helfen Beschimpfungen, Verdächtigungen und Beleidigungen überhaupt nichts. Auch abstruse Erklärungen und Widerstand sind Gift für den Zusammenhalt.

Aus biologischer Sicht ist Corona nichts Aussergewöhnliches. Ein Virus hat aktuell günstige Lebensbedingungen gefunden, den Menschen als Wirt für seine Fortpflanzung; das ist Alltag aus Sicht der Natur. Und das Resultat einer solchen ‘Partnerschaft’ kann auch der Tod sein.

Nur hat der Mensch auch so etwas wie die ethische Sichtweise entwickelt. Und dann stellen sich schon Fragen: Wie viel Tod (v)erträgt die Menschheit? Wer entscheidet, wer leben darf und wer nicht? Was ist würdevolles Sterben?

Das sind keine Fragen, die für 8 Millionen Einwohner umfassend beantwortet werden können – es sind die schwierigsten Fragen überhaupt. Sich damit befassen und auch weitreichende Entscheidungen treffen zu müssen, ist die Aufgabe des Staates. Demokratie ist nicht, ob ich mich impfen lassen will oder nicht – das ist Individualismus.

Die heutigen jungen Menschen sind nicht zu beneiden: Sie möchten die Welt entdecken und sind an die eigenen vier Wände gebunden. Die meisten von ihnen gehen mit dieser Zwangssituation grossartig um – Chapeau!.

Darum an dieser Stelle erst recht der Appell für ein Miteinander bei der Bewältigung dieser Krise. Ich freue mich auf die Zeit danach. Und darauf, den Menschen hier im Dorf wieder begegnen zu dürfen mit dem Gefühl: Wir haben gemeinsam unseren Beitrag geleistet, diese schwierige Phase zu überwinden. Das ist ein toller Zukunftsgedanke.

Der Zusammenhalt ist von enormer Bedeutung in einer Krise. Von Keimel Markus stammt das folgende Zitat:

Solidarität ist der treibende Motor einer intakten humanen Gemeinschaft.

Dazu gehören – neben einem respektvollen Umgang miteinander – auch die korrekte Entsorgung von gebrauchten Masken. Nur scheinen leider hier im Dorf Tendenzen herumzugeistern, die diese Solidarität auf die Probe stellen. / HS

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